Verunreinigungen durch die Lilienzucht bedrohen den Smith River: Ein Appell für eine nachhaltige Landwirtschaft

Im abgelegenen Nordwesten Kaliforniens schlängelt sich der Smith River durch den Del Norte County, eine dünn besiedelte Region mit uralten Redwood-Wäldern, nahe der Grenze zu Oregon. Dieser Fluss gilt als der wildeste in Kalifornien und durchquert 40 Kilometer ungestörte, kristallklare Gewässer, bevor er bei Crescent City in den Pazifik mündet. Während der Flussabschnitt von einer beeindruckenden Naturkulisse geprägt ist, wird er von landwirtschaftlichen Nutzflächen flankiert, wo eine Handvoll Züchter nahezu alle Osterlilienzwiebeln der USA produziert und in Gewächshäuser im ganzen Land verschifft.

Trotz der wirtschaftlichen Bedeutung der Osterlilie, einer der bekanntesten Exporte des Del Norte County, haben staatliche Wissenschaftler festgestellt, dass jahrzehntelange Pestizidverwendung durch diese Züchter die Nebenflüsse, die durch die Felder fließen, kontaminiert. Diese Verunreinigungen stellen eine Bedrohung für die Fischpopulationen, die Tierwelt und die Gesundheit der Anwohner dar.

Laut aktuellen Berichten belegen die Ergebnisse des North Coast Regional Water Quality Control Boards, dass die Landwirtschaft in Kombination mit einem milden Klima zu einer Wasserverunreinigung geführt hat, die sich negativ auf die biologische Vielfalt und die Gesundheit der Anwohner auswirkt. Bei einer Sitzung des Wasserqualitätskontrollboards wurden erschreckende Daten präsentiert: Pestizide wie Diuron, Imidacloprid, Ethoprop und Kupfer wurden in den Nebenflüssen des Smith River festgestellt. Diese Chemikalien sind für aquatische Lebensformen toxisch und stehen im Verdacht, mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei Menschen in Verbindung zu stehen.

Katie Rian, Biologin beim kalifornischen Fisch- und Wildtieramt, bezeichnete den Smith River als «Festung für Lachs und Steelhead» und wies darauf hin, dass über 50 Prozent der Jungfische in den verschmutzten Gewässern leben. Diese Kontamination hat nicht nur Auswirkungen auf die Fischpopulationen, sondern auch auf die Anwohner. Ein Beispiel ist Kyla Castagnaro von der Tolowa Dee-ni’ Nation, die von massiven Gesundheitsproblemen seit ihrem Umzug in die Nähe der Lilienfelder berichtete. Haarsträubend ist die Verbindung zwischen den synthetischen Pestiziden und der Gesundheit — in einer von der Siskiyou Land Conservancy durchgeführten Gesundheitsstudie traten deutlich erhöhte Fälle von Augenproblemen, Hautausschlägen und neurologischen Störungen in der Region auf.

Die Osterlilienproduktion erstreckt sich heute über lediglich 80 Hektar, was den Rückgang der Branche verdeutlicht. Ein Zeitzeuge, Rob Miller, der seit den 1960er Jahren in der Lilienproduktion tätig ist, berichtet von einem Rückgang der Betriebe von 900 auf nur noch drei. Dennoch bleibt die Branche wirtschaftlich relevant und generierte zuletzt etwa 7 Millionen Dollar Umsatz.

Doch diese wirtschaftlichen Erfolge sind nicht ohne Schatten. Die Pestizide, die jahrzehntelang in den Lilienfeldern eingesetzt wurden, haben sich nicht nur negativ auf die Umwelt ausgewirkt, sondern auch auf die gesundheitliche Situation der Anwohner. Die Wasserversorgungsbehörde plant nun, neue Vorschriften zu erlassen, um die chemischen Abflüsse aus den Lilienfarmen zu reduzieren und das Wasser des Smith River zu schützen. Dies würde den Züchtern Vorgaben machen, die den ökologischen Fußabdruck der Lilienproduktion verringern und gleichzeitig die Anwohner und den Fluss schützen sollen.

Die Forderung nach nachhaltigen Anbaumethoden wird nicht nur von Umweltschützern wie Greg King von der Siskiyou Land Conservancy laut, der betont, dass eine Veränderung notwendig ist, sondern auch von den betroffenen Anwohnern, die für die Qualität ihres Wassers und ihrer Gesundheit eintreten. Die bevorstehenden Anhörungen und die Ausarbeitung eines neuen Regelwerkes bieten die Chance, einen Dialog zwischen den Anwohnern, der Landwirtschaft und den Umweltbehörden zu führen, um einen gemeinsamen Weg in eine nachhaltige Zukunft zu finden.

Der Smith River ist nicht nur ein wichtiger ökologischer Lebensraum, sondern auch eine kulturelle und spirituelle Heimat für die Tolowa Dee-ni’ Nation. Das Schicksal des Flusses und seiner Gemeinschaften steht auf der Kippe. «Es liegt nun auch in Ihrer Verantwortung, die Qualität unseres Wassers zu schützen,» appellierte Jaytuk Steinruck, der Schatzmeister des Stammes, an die Behörden. Angesichts der alarmierenden Verunreinigungen ist die Zeit gekommen, die Stimme für eine gerechte und nachhaltige Landwirtschaft zu erheben.