US-Bindung und Indische Handelsbeziehungen: Perspektiven und Herausforderungen
Neu-Delhi – In einem jüngsten Gespräch zwischen dem US-Präsidenten und dem indischen Premierminister Narendra Modi stand das Thema Handel im Mittelpunkt. Trotz der im Raum stehenden geopolitischen Spannungen gab Modi der USA die Zusicherung, die Ölimporte aus Russland zu reduzieren. Dies geschah im Kontext der neuen US-Sanktionen, die sich gegen Russlands führende Ölproduzenten richten, wodurch indische Raffinerien, die stark auf russisches Öl angewiesen sind, vor einer scharfen Reduzierung ihrer Importe stehen.
Der Bedarf Indiens an einem Handelsabkommen mit den USA
India sieht sich mit erheblichen Exportzöllen von bis zu 50 % auf ihre Waren konfrontiert, was einen enormen Druck auf Schlüsselindustrien wie Textilien, Schmuck, Meeresfrüchte, Leder und Maschinenbau ausübt. Diese Branchen sind bedeutende Arbeitgeber und beschäftigen Millionen von Haushalten. Ein Handelsabkommen könnte die Zölle auf 15–16 % senken und den indischen Unternehmen einen dringend benötigten Atemraum verschaffen.
Schlüsselthemen der Verhandlungen
Im Rahmen der Verhandlungen stehen insbesondere Mais und Sojabohnen, zwei landwirtschaftliche Produkte, die die USA nach Indien exportieren möchten, im Vordergrund. Indien hat in den letzten Jahren seine Ethanolproduktion mit Mais erhöht, allerdings schränken die aktuellen Vorschriften Importe von importiertem Getreide und gentechnisch veränderten Organismen ein. Während die USA überwiegend gentechnisch veränderten Mais anbauen, produzieren einige Landwirte auch nicht-gentechnische Varianten, die in Indien möglicherweise besser akzeptiert werden könnten.
Die US-Regierung drängt Indien, Maisimporte zuzulassen, und argumentiert, dass der Import von US-Mais ausschließlich für das Mischen mit Benzin und nicht für die landwirtschaftliche Nutzung gedacht sei. Hierbei spielen ökonomische Überlegungen eine entscheidende Rolle, insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich China, der größte Sojabohnenimporteur der Welt, aufgrund von Zöllen von US-Sojabohnen abwendet. Dies hat zu erheblichen Überbeständen in den USA geführt, was der Trump-Administration Anlass gibt, indische Märkte ins Visier zu nehmen.
Herausforderungen für Indien
Indien steht vor der Herausforderung, die Einkommensquellen kleiner Landwirte zu schützen, und hat daher zögerlich auf Vorschläge reagiert, den Zugang zum Markt für amerikanische Agrarprodukte zu ermöglichen. Besonders im Hinblick auf den bevorstehenden Landtagswahlen in Bihar, einem großen Maisproduzenten, sind im Land mögliche Unruhen anzunehmen, wenn US-Importe auf den Tisch kommen. Die indische Sojabohnenindustrie hat sich ebenfalls gegen Importe ausgesprochen und verweist darauf, dass diese der indischen Ölseedsproduktion schaden könnten.
Die Produzenten von Ethanol haben Bedenken hinsichtlich eventueller Maisimporte geäußert, da diese die gesamte Lieferkette für Ethanol gefährden könnten, insbesondere da die Produktionskapazität Indiens die Nachfrage übersteigt.
Fazit
So befinden sich die Gespräche zwischen den USA und Indien in einer kritischen Phase, in der geschickte Verhandlungen und der Schutz nationaler Interessen gleichermaßen gefragt sind. Beide Seiten stehen vor der Herausforderung, wirtschaftliche Vorteile zu erlangen, ohne dabei die regionalen und wirtschaftlichen Bedingungen zu vernachlässigen. Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, wie sich die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Nationen entwickeln und welche Rolle Indien im globalen Agrarhandel spielen wird.



